Wing Chun (詠春, auch geschrieben Wing Tsun, Ving Tsun oder Wing Tjun) ist ein chinesischer Kung-Fu-Stil, der
seinen Ursprung in Südchina hat. Der Legende nach wurde er im 17. Jahrhundert von der buddhistischen Nonne Ng Mui entwickelt.
Sie soll den Stil einer jungen Frau namens Yim Wing Chun (嚴詠春) beigebracht haben – nach ihr wurde das System später benannt.
Wing Chun unterscheidet sich von vielen anderen Kampfkunststilen durch seine klare Struktur und Effizienz.
Es wird auf direkte, ökonomische Bewegungen gesetzt: keine großen Sprünge, keine akrobatischen Formen, sondern schnelle Schläge,
Tritte und eine starke Orientierung auf Selbstverteidigung. Charakteristisch sind das Chi Sao im Training, die Kombination aus
Angriff und Verteidigung sowie das Arbeiten entlang der Zentralachse.
Eine Schlüsselfigur des Wing Chun war Ip Man (葉問, 1893–1972), der in Hongkong viele Schüler unterrichtete
- darunter auch Bruce Lee. In Deutschland gewann Wing Chun ab den 1970er Jahren an Popularität.
Heute gibt es zahlreiche Organisationen, die unterschiedliche Schreibweisen wie Wing Chun, Wing Tsun, Ving Tsun
oder Wing Tjun verwenden – viele beziehen sich jedoch auf denselben Ursprung.
Davon abzugrenzen ist das Weng Chun (永春), ein eigenständiger, ebenfalls in Südchina entstandener Kung-Fu-Stil.
Obwohl der Name ähnlich klingt, verfolgt Weng Chun eher Methoden des Hung Kuen und beinhaltet viele
Würfe, Hebel und Würgegriffe. Hier wird es nicht behandelt.
Wing Chun ist heute eine Kampfkunst, die Tradition und Moderne verbindet: ein Stil, der Einfachheit, Direktheit
und Anwendbarkeit in der Notwehr in den Vordergrund stellt – und die bis heute Menschen weltweit fasziniert.
In Saarbrücken wird Wing Chun von verschiedenen Schulen und Vereinen angeboten.
Weitere Anlaufstellen für Wing Chun, Wing Tsun und andere Schreibweisen finden sich auch zahlreich im übrigen Saarland.
Die Preise liegen im Mittelfeld, meist zwischen 40 und 60 Euro pro Monat, und damit deutlich über den Beiträgen für
Kampfsportarten wie Karate, Boxen oder Judo.
An der Universität oder Hochschule ist Wing Chun im Unisport-Programm derzeit nicht zu finden.
Auch bei der VHS gibt es aktuell weder Wing Chun noch andere realitätsnahe Kampfkünste zur Selbstverteidigung.
Viele Menschen trainieren Wing Chun nicht nur zur Selbstverteidigung, sondern auch zur persönlichen Entwicklung, denn
es vermittelt Werte wie Disziplin, Respekt und Konzentration.
Der Schwerpunkt liegt auf effektiven und umsetzbaren Konzepten.
Typische Techniken sind vor allem Fauststöße, Tritte und verschiedene Verteidigungstechniken. Wettkämpfe wie im Kampfsport
gibt es nicht, da Wing Chun auf Praxisnähe und Selbstschutz ausgerichtet ist. Das Training selbst ist sicher, freundlich
und fair – das Ziel bleibt jedoch die wirksame Verteidigung bei einem unfairen, rechtswidrigen Angriff.
Ein zentrales Element ist das Chi Sao, das unter anderem Reaktion, Sensibilität und Timing schult.
Auch das Üben mit der Holzpuppe gehört traditionell dazu. Trainiert wird meist in Kung Fu - Schlappen in lockerer Kleidung;
ein fest vorgeschriebener Anzug wie im Karate oder Taekwondo existiert nicht.
Bodenkampf gibt es im traditionellen Wing Chun nicht, da die Bevorzugung der Bodenposition bei Steinboden
mit Kanten, herumliegenden Scherben, Bordsteinen, Mauern usw. das Verletzungsrisiko in der
Verteidigung eher erhöht als verringert und Gewichtsvorteile eines Angreifers noch schwieriger auszugleichen sind.
In aufgeschlossenen Wing-Chun-Schulen werden jedoch teilweise auch Bodenkampf-Elemente oder Anti-Bodenkampf-Strategien
geübt, um vorbereitet zu sein, falls man dennoch zu Boden gebracht wird.
Wing Chun wird in Saarbrücken
meist in gemischten Gruppen trainiert. Ein spielerischer Einstieg für Kinder ist teils schon ab 6 Jahren möglich.
Traditionell wird für ein ernsthaftes Wing-Chun-Training jedoch eher ein Beginn ab der Adoleszenz empfohlen.