Krav Maga (hebräisch: קרב מגע, "Kontaktkampf") ist ein Selbstverteidigungssystem, das in Israel entstand.
Es wurde von Imrich Lichtenfeld (1905–1998) entwickelt. Er selbst, der Jiu-Jitsu erlernte und später
als Boxer und Ringer kämpfte, nahm
Konzepte dieser Stile, um daraus seine eigene Kampfkunst zu entwickeln.
Mitte der 1900er-Jahre wurde es in Israel systematisiert und in Militär- sowie Polizeieinheiten übernommen.
Krav Maga legt wie Wing Chun Wert auf einfache, instinktive
Bewegungen, aber es gibt keine Formen wie etwa im Karate oder Wing Chun.
Ein einheitliches Krav Maga gibt es heute nicht mehr. Nach der weltweiten Verbreitung haben sich verschiedene
Verbände entwickelt, die eigene Interpretationen, Prüfungsstufen und Trainingsansätze verfolgen.
Wie stark das heutige Krav Maga noch den Vorstellungen Imrich Lichtenfelds entspricht, lässt sich nicht sagen.
Ähnliche Entwicklungen finden sich aber auch in anderen Kampfsportarten oder Kampfkünsten.
Durch seine Ursprünge im israelischen Militär fand das System früh Beachtung bei Polizei- und Sicherheitskräften.
Der derzeitig Hype beim Krav Maga lässt sich vor allem durch geschicktes Marketing und ein modernes
Selbstverständnis erklären. Das System präsentiert sich als realistisch, effizient und frei von
kulturellen Zwängen – genau das, was viele Menschen heute suchen. Durch Social Media, internationale
Verbände und die Verbindung zu Polizei- und Militäreinheiten entsteht ein dynamisches, glaubwürdiges Image,
das weltweit Anhänger findet.
Im Vergleich zum in der Außendarstellung modern wirkenden Krav Maga hat es z. B, der traditionellere
Stil Wing Chun schwerer, in der heutigen Zeit Aufmerksamkeit zu gewinnen. Früher sorgten Namen wie
Bruce Lee oder Ip Man für Bekanntheit, doch diese wirken heute kaum noch als Zugpferde.
Wing Chun bleibt stärker in Tradition und Lehrlinien verwurzelt und erscheint vielen dadurch
weniger modern – was jedoch nichts über seine Wirksamkeit oder Nutzbarkeit in echten Notwehrsituationen aussagt.
In Saarbrücken und im ganzen Saarland gibt es viele Anbieter, meist kommerzielle Schulen, die Krav Maga unterrichten. Angebote reichen von Erwachsenenkursen über Selbstverteidigungskurse für Frauen bis zu Kinder-/Jugendprogrammen. Die Preise im Krav Maga liegen im mittleren bis höheren Bereich. 70 Euro und mehr im Monat sind also keine Seltenheit. Im aktuellen Unisport oder bei der VHS Saarbrücken finden wir derzeit keine Krav-Maga-Kurse.
Der Schwerpunkt liegt beim Krav Maga auf einfachen, instinktiven und unter Stress anwendbaren Bewegungen. Typische Inhalte sind Schlag- und Tritttechniken, Abwehr gegen Würge- und Umklammerungsangriffe, Verteidigung gegen Messer oder Stock sowie Strategien gegen mehrere Angreifer. Trainiert wird praxisorientiert – mit realistischen Szenarien, Stressübungen und kontrollierten Partnerdrills. Auch Bodenkampf und Anti-Bodenkampf-Situationen werden behandelt, um auf unterschiedliche Lagen vorbereitet zu sein. Im praktischen Unterricht dominieren oft festgelegte Drills und Ablaufmuster - Wettkämpfe gibt es nicht. Trainiert wird meist in Sport- oder Funktionskleidung, die Bewegungsfreiheit bietet – also T-Shirt, Trainingshose und Hallen- oder Mattenschuhe. Ein fest vorgeschriebener Anzug wie im Karate oder Judo existiert nicht. Der Stil präsentiert sich heute als prinzipienbasiertes Konzept, doch ist dem so?
Im Gegensatz zu traditionellen Wing Chun Systemen, die über verschiedene Linien hinweg auf klar
definierte und überlieferte Prinzipien (Kuen Kuit) zurückgreift – etwa Jung Sin, Lin Siu Dai Da, Yat Fook Yee oder
Lat Sao Jik Chung – finden sich nach Literatur- und Internetrecherche im Krav Maga keine einheitlichen
Festlegungen grundlegender Prinzipien. Zwar berufen sich nahezu alle Organisationen auf ähnliche Leitgedanken, doch
deren Formulierung und Gewichtung unterscheiden sich teils deutlich. Eine weltweit anerkannte Liste oder Definition
dieser Prinzipien existiert nach dieser Recherche nicht.
Im Ju-Jutsu gehört das Prinzip "Jū yoku gō o seisu" - "Nachgeben besiegt die Härte" – zu den zentralen Leitgedanken.
Lichtenfeld kannte dieses Prinzip sicher aus seiner Jiu-Jitsu-Erfahrung. Umso bemerkenswerter ist, dass
sich im heutigen Krav Maga kein erkennbarer Bezug dazu findet, obwohl es ursprünglich aus u.a. Jiu-Jitsu hervorging, das
genau dieses Prinzip lehrte.